Stolperwege, Müll, Gänsekot: Was sich im Stadtpark tun muss

30.08.2023, 17:16 | Lesedauer: 4 Minuten Sarah Kähler

Im früheren Rosengarten wachsen schon lange keine Rosen mehr: Michael Grothe vom Umwelt- und Grünflächenamt (am Zaun, lila Hemd) führte rund 30 Bürgerinnen und Bürger durch den Stadtpark, der bis 2026 generalüberholt werden soll.

Foto: Gero Helm / FUNKE Foto Services

Bochum.  Zum 150. Geburtstag im Jahr 2026 soll Bochums Stadtpark runderneuert werden. Bürger sagen, was sie aktuell stört, die Stadt erklärt erste Pläne.

Unser Park soll schöner werden: Wenn der Bochumer Stadtpark 2026 seinen 150. Geburtstag feiert, soll die Grünanlage nördlich der Innenstadt in frischem Glanz erstrahlen. Vor dem großen Umbau beteiligt die Stadt auch Bürgerinnen und Bürger. Bei einem Spaziergang und einer Gesprächsrunde haben Grünflächenamt und Planungsbüro über erste Pläne informiert – und sich angehört, was die Menschen in „ihrem“ Park aktuell am meisten stört.

1876 eröffnet und angelegt nach dem Vorbild klassischer englischer Gärten, ist der denkmalgeschützte Stadtpark nach Angaben der Stadt der älteste Landschaftsgarten im Ruhrgebiet. Viele der rund 30 Frauen und Männer, die an diesem Nachmittag hinter Michael Grothe vom städtischen Umwelt- und Grünflächenamt durch den Stadtpark marschieren, kennen das Gelände gut. Sie erinnern sich noch an alte Zeiten, in denen etwa Rosen- und Dahliengarten als solche erkennbar waren.

Der Ist-Zustand: Was Bochumer im Stadtpark besonders nervt

Wer hier spaziert, sollte den Kopf immer wieder nach unten neigen. „Lassen Sie den Blick schweifen“, fordert Grothe die Bürger zu Beginn des Rundgangs auf, „aber stolpern Sie nicht!“ Womit wir bei dem wären, was immer wieder als Problem angesprochen wird:

  • Die Wege: Ute Traunsberger zum Beispiel wohnt in der Nähe, ist schon als Kind im Stadtpark unterwegs gewesen, heute kommt sie mit ihrem Enkel hierhin. Die Wege, sagt die 65-Jährige, seien „eine Katastrophe“. Manch ein Abschnitt ist mit Buggy kaum, mit Rollstuhl vermutlich gar nicht zu bewältigen. Den subjektiven Eindruck bestätigt das Landschaftsplanungsbüro RMP Stephan Lenzen, das die Neugestaltung des Parks plant: 55 Prozent der Wege seien in „dringend sanierungsbedürftigem Zustand“, weitere 18 Prozent sanierungsbedürftig, heißt es in der Bestandsaufnahme.
Viele Wege im Stadtpark sind in schlechtem Zustand – es gibt Stolperfallen und Hindernisse für Rollatoren, Rollstühle und Kinderwagen.  Foto: Dirk A. Friedrich / FUNKE Foto Services

  • Die Pflege: Rosen sucht man im Rosengarten heute vergeblich, Dahlien sind im Dahliengarten ebenfalls keine mehr zu finden. Mit einem Landschaftsgarten, sagt eine Bürgerin, habe der Park nicht mehr viel zu tun. Sie findet generell: Es gebe „nicht mehr viel Blühendes“ im Stadtpark.
  • Der Müll: An Abfalleimern fehlt es eigentlich nicht. Aber man möge sich mal nach dem Wochenende umschauen, sagt ein Paar auf dem Spaziergang. Krähen und Elstern rupften regelmäßig das heraus, was in den nach oben völlig offenen Behältern steckt. Und: Am Eingang gegenüber des Kunstmuseums brauche es andere Mülleimer als anderswo im Park, findet Hagen Seibt. Gerade am Wochenende stapelten sich dort Pizzakartons von Nachtschwärmern aus der Innenstadt neben den Eimern.
  • Die Gänse: Scharen von Kanadagänsen trifft man zum Beispiel auf dem Rasen am früheren Dahliengarten. Die holprigen Wege sind von Gänsekot bedeckt. Ein Picknick auf der Wiese? Undenkbar, sagt Anwohnerin Ute Traunsberger. Michael Grothe vom Grünflächenamt spricht von einer Sisyphusaufgabe, „aber wir müssen uns ihr stellen“. Das Problem: Sobald man hier Gänse vertreibe, kämen Artgenossen aus den Ruhrauen nach.
Manche Wiese im Stadtpark ist unübersehbar von Kanadagänsen bevölkert – die Wege drumherum voll Gänsekot. Viele Besucher ärgert das.  Foto: Gero Helm / FUNKE Foto Services

Die Zukunft: Das ist für den Stadtpark geplant

Zwei Jahre sind Meilensteine: das Jubiläumsjahr 2026 und 2027 – dann kommt die Internationale Gartenausstellung IGA ins Ruhrgebiet. Mit 4,8 Millionen Euro Kosten plant die Stadt für die Sanierung. Noch werden Vorentwürfe präsentiert. Klar ist: Die maroden Wege sollen instandgesetzt werden, außerdem soll eine früher bereits vorhandene Verbindung zwischen Rosengarten und Spielplatz wiederhergestellt werden. Die bestehenden Parkleuchten sollen ersetzt und durch knapp 60 neue, zusätzliche Lampen ergänzt werden. Und das ist noch geplant:

  • Rosen- und Dahliengarten sollen im Stil der 1950er-Jahre wiederhergestellt werden – allerdings voraussichtlich ohne pflegeintensive Rosen und Dahlien, sondern mit Stauden.
  • Spiel- und Wasserspielplatz werden runderneuert. In der Nähe des Spielplatzes soll eine neue Toilettenanlage entstehen.
  • Der Wasserfall am nördlichen Rande des Gondelteichs soll nach historischem Vorbild reaktiviert werden.
  • Das Schachbrett nahe dem Bismarckturm soll zu einem Tischtennisplatz umgewandelt werden, die Rasenfläche auf dem Dach einer Tiefgarage für Sportangebote genutzt werden, zum Beispiel mit einer Calisthenics-Anlage (Freiluft-Fitnessgeräten).
  • Bürger wünschen sich mehr Bänke, geeignete Mülleimer sowie Trinkwasserspender. „Das haben wir auf dem Schirm“, versichern die Verantwortlichen.

Stadtparkumbau – der Zeitplan

Die Landschaftsgärtner und Projektplaner haben den Umbau des Stadtparks in vier Bauabschnitte aufgeteilt: Der Parkbereich Nord inklusive Spielplatz und Wasserspielplatz ist Abschnitt 1, der Parkbereich Mitte mit den Themengärten (Rosengarten, Dahliengarten, Heidegarten) Abschnitt 2. Noch in diesem Jahr soll hier Gehölzpflege betrieben werden. Die Abschnitte 3 und 4 – Parkbereich Südost und Südwest, also der „untere“ Teil Richtung Kunstmuseum/Kurfürstenstraße – sollen ab Herbst/Winter 2024 folgen. Der Zeitplan sei „sportlich“, sagt Doreen Wippermann, Projektleiterin beim Büro RMP Stephan Lenzen.

Die Entwurfsplanung für alle vier Bauabschnitte soll bis Ende November dieses Jahres abgeschlossen sein, anschließend folgt die detaillierte und konkrete Ausführungsplanung – erst in den Abschnitten 1 und 2 (bis etwa März 2024), anschließend in den Abschnitten 3 und 4 (bis etwa Juli 2024). Die Bauarbeiten in Nord/Mitte sollen bis Mai 2025 abgeschlossen sein, im Süden ist März 2026 angepeilt. Im ersten Halbjahr 2025 überschneiden sich die Arbeiten – dann wird im kompletten Park gewerkelt.

In den kommenden Monaten und Jahren soll es weitere Spaziergänge und Info-Veranstaltungen geben. Bürgerinnen und Bürger können noch bis zum 22. September schriftlich Anregungen und Anmerkungen loswerden – per E-Mail an [email protected].

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