Ehepaar vermisst Hilfe vom Jobcenter Bochum: „Wir haben kaum Essen“

Aktualisiert: 30.09.2023, 06:00 | Lesedauer: 3 Minuten

Dieter Emmerich (65) versucht Mehrdad Rahimfar (37) dabei zu helfen, Unterstützung vom Jobcenter zu erhalten.

Dieter Emmerich (65) versucht Mehrdad Rahimfar (37) dabei zu helfen, Unterstützung vom Jobcenter zu erhalten.

Foto: Svenja Hanusch / FUNKE Foto Services

Bochum.  Ein Ehepaar fühlt sich vom Jobcenter Bochum im Stich gelassen – und leidet darunter. Alle Unterlagen seien eingereicht. Das sagt das Jobcenter.

Hilflos und verzweifelt: So fühlt sich ein Ehepaar, welches seit Monaten Unterstützung beim Jobcenter Bochum sucht – und bisher nur enttäuscht worden sei. Mehrdad Rahimfar und Farzaneh Asadpour haben sich deshalb an Unicef Bochum gewandt und Gehör beim Leiter Dieter Emmerich gefunden.

2015 ist das Ehepaar mit seinem damals zweijährigen Sohn nach Deutschland gekommen. Hier bekamen sie ein weiteres Kind, ihre nun sechsjährige Tochter. Die ersten Jahre liefen gut: Rahimfar war selbstständig im Trockenbau tätig. Doch dann klopfte Corona an die Tür und der Vater habe eine andere Arbeit gebraucht.

Ein weiterer Rückfall traf die Familie in Bochum: Kein Geld für Reis und Öl

Rahimfar fasste 2022 den Entschluss, ein Shisha-Lokal zu eröffnen – doch dazu kam es nie. Die Lüftung war nicht ordnungsgemäß. Er blieb arbeitslos, und versuchte seit Januar 2023, Hilfe beim Jobcenter zu bekommen – aber laut Rahimfar vergebens.

„Das ist ein Notfall“, sagt eine Freundin des Ehepaars, „Sie erhalten einfach keine Hilfe“. Ihren Namen möchte sie nicht veröffentlicht wissen. Seit einem halben Jahr versuche das Ehepaar, einen persönlichen Termin bei ihrem Sachbearbeiter zu bekommen. Laut den Eheleuten und Dieter Emmerich hieße es vom Jobcenter immer nur, dass noch Unterlagen fehlen. Emmerich äußert sich verständnisvoll: „Ich denke, es handelt sich um eine Überforderung, die große Kreise zieht. Aber ich sage immer, dass wir alle nur Menschen sind.“

Wie die Vier erzählen, haben sie die benötigten Unterlagen schon mehrfach korrekt eingereicht. „Sie werden hingehalten“, sagt Emmerich, der nicht mehr wisse, wie er helfen kann. „Ich habe alle Unterlagen gesendet und einen Sprachkurs gemacht, ich möchte wieder arbeiten“ erzählt Rahimfar verzweifelt. Auch Farzaneh Asadpour möchte ins Arbeitsleben, seitdem ihre Kinder in die Schule gehen. „Ich bin Feuer und Flamme“, sagt sie.

Das Ehepaar sei jedoch an seine Grenzen gekommen: „Wir brauchen Geld, wir haben kaum Essen“, sagt der Vater. Er wolle nur etwas Geld für Dinge wie Reis und Öl. Zurzeit unterstütze die Familie aus dem Iran das Paar.

Der Ehemann und Vater hofft vermisst Hilfe vom Jobcenter. Er und seine Frau möchten wieder arbeiten.  Foto: Svenja Hanusch / FUNKE Foto Services

Laut Jobcenter fehlen noch immer entscheidende Unterlagen

„Wenn man selbstständig ist, sind die Unterlagen, die benötigt werden, noch umfassender, als ohnehin schon“, erklärt Pressesprecher des Jobcenters, Johannes Rohleder. „Herr Rahimfar hat erforderliche Unterlagen häufig verspätet oder gar nicht eingereicht“, sagt er. So sei die Lage seit 2019: Laut Rohleder habe die Familie bis heute oft nicht die Unterlagen eingereicht, die essenziell seien für die Bearbeitung der Anträge. Aus diesem Grund sei ein persönlicher Termin bei ihrem Sachbearbeiter nicht sinnvoll.

Das Ehepaar macht seinem Sachbearbeiter Vorwürfe und glaubt, dass er ein persönliches Problem mit ihnen habe, weswegen er die Unterlagen nicht weiterreiche. Das Jobcenter schließt das aus: „Ein von bundesweit 300 Jobcentern genutztes System digitalisiere automatisch die eingereichten Unterlagen und hinterlege sie in die Akte, erklärt Rohleder, „das läuft vollkommen reibungslos“.

Rohleder weiß außerdem, dass der Umgang miteinander immer professionell erfolge und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich dementsprechend verhalten. „Das wird erwartet“, heißt es von ihm. Rohleder weist dennoch daraufhin, dass bei Problemen mit dem Sachbearbeiter immer die Möglichkeit bestehe, sich beim Kundenreaktionsmanagement des Jobcenters zu melden.

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