Intensiver Blick auf die Sternenbilder im Monat November

Aktualisiert: 01.11.2023, 12:00 | Lesedauer: 6 Minuten

Der Sternenhimmel über Bochum im November 2023

Der Sternenhimmel über Bochum im November 2023

Beschreibung anzeigen

Bochum.  Was der November-Himmel alles zu bieten hat. Das Bochumer Planetarium entführt dazu in die Tiefen des Weltraums.

Anfang November geht die Sonne um kurz nach 17 Uhr unter – und Ende Dezember sogar noch mehr als eine halbe Stunde eher. Damit hat für uns die „dunkle Jahreszeit“ begonnen. Die Sonne steht etwa 15 Stunden unter dem Horizont. Sterne kann man also schon am frühen Abend sehen, und vielleicht ist das eine gute Gelegenheit, nach oben zum Himmel zu schauen.

Dort ist das Sommerdreieck mit den hellen Sternen Deneb im Schwan, Vega in der Leier und Atair im Adler zumindest vor 22 Uhr im Westen noch gut zu sehen. Das Zentrum der Himmelsbühne im Süden gehört aber den Herbststernbildern. Der Pegasus, in der Sage ein fliegendes Pferd, am Himmel aber ein großes und auffälliges Quadrat, steht gegen 21:00 Uhr hoch im Süden. Dieses „Herbstquadrat“ ist auch aus der Stadt leicht zu finden. Daran schließen sich die Sternenkette der Andromeda und der Perseus an. Noch höher, fast im Zenit, steht das bekannte Himmels-W, das Sternbild Kassiopeia, und etwas weiter nördlich der Kepheus.

Suche nach dem Großen Wagen

Den Große Wagen, der zum größeren Sternbild Große Bärin gehört, muss man dagegen ein wenig suchen. Knapp über dem nördlichen Horizont wird man fündig. Der Große Wagen geht zwar in Bochum nie unter, aber an einem Novemberabend steht er am tiefsten.

Im Osten zeigen sich schon die ersten der Sternbilder, die uns durch eine Winternacht begleiten: Stier, Fuhrmann, Zwillinge und Orion sind gegen 21:00 Uhr bereits aufgegangen.

In diesem November sind am Abend die beiden Riesenplaneten Saturn und Jupiter besonders gut zu beobachten. Der Saturn im Sternbild Wassermann steht schon um 19:00 Uhr etwa 25° hoch im Süden. Gegen Mitternacht verschwindet der Ringplanet, der zehnmal weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde, unter dem Horizont.

Deutlich heller als der Saturn und das auffälligste Objekt am Abendhimmel ist der Jupiter im Sternbild Widder. Der größte Planet des Sonnensystems steht am 3. November von der Erde aus gesehen der Sonne genau gegenüber: Er hat seine „Opposition“ erreicht und ist die gesamte Nacht zu sehen. Gegen Mitternacht erreicht er mit über 50° seine größte Höhe über dem Horizont.

Der unbestrittene Star am Morgenhimmel ist die Venus. Als heller Morgenstern geht sie gegen 3:30 Uhr auf und verschwindet erst mehr als drei Stunden später in der heller werdenden Morgendämmerung.

Das Sternbild Kepheus – und ein ganz besonderer Stern

Wenn man an einem Novemberabend den Kopf in den Nacken legt und zum Himmel schaut, findet man beinahe im Zenit das Sternbild Kepheus. Der Kepheus geht in Bochum nie unter, aber im Herbst steht er am Abend besonders hoch. Das Muster, das seine hellsten Sterne bilden, erinnert an ein Haus mit spitzem Dach. Die Figur ist nicht ganz so auffällig wie das benachbarte Himmels-W der Kassiopeia, das bei der Suche nach dem Kepheus helfen kann.

Kassiopeia und Kepheus stehen nicht nur am Himmel nebeneinander. In der Mythologie des antiken Griechenlands waren sie König und Königin von Äthiopien und die Eltern der Andromeda, deren Sternbild sich unterhalb der Kassiopeia befindet.

Die Geschichte erzählt, dass Kassiopeia den Zorn der Meeresgotts Poseidon auf sich zog, da sie behauptete, schöner als seine Begleiterinnen, die Nereiden, zu sein. Der zornige Gott sandte das Seeungeheuer Cetus – ebenfalls ein Sternbild – zur Küste Äthiopiens, um das Land zu verwüsten. Das Untier konnte nur besänftigt werden, indem die Eltern ihm ihre Tochter Andromeda opferten. Erst im letzten Moment konnte der Held Perseus – neben der Andromeda am Himmel zu finden – die an einen Felsen gekettete Prinzessin retten.

Der König Kepheus in einer Darstellung aus dem Sternatlas von Johannes Hevelius aus dem Jahr 1687.  Foto: Public Domain

Die hellsten Sterne im Kepheus sind auch am Stadthimmel zu erkennen. Einer von ihnen ist Namensgeber einer Klasse besonderer Sterne, die unsere Sicht auf das Universum verändert haben. Das ist Delta Cephei, der die untere linke Ecke der hausähnlichen Sternbildfigur bildet.

Der Stern ist knapp 900 Lichtjahre von uns entfernt, fast fünfmal so schwer wie unsere Sonne und etwa 2.000-mal heller. Aber er verändert seine Helligkeit periodisch alle fünf Tage um einen Faktor von etwa zwei. Das tut er, weil er pulsiert – auch seine Größe und seine Temperatur ändern sich regelmäßig.

Schon 1912 entdeckte die Astronomin Henrietta Leavitt, dass bei veränderlichen Sternen dieser Art, die nach Delta Cephei „Cepheiden“ heißen, die Leuchtkraft von der Periode der Helligkeitsschwankungen abhängt. Diese Beobachtung stellte sich als bahnbrechend heraus: Da sich die Periode der Helligkeitsveränderung recht leicht messen lässt, kann man daraus die tatsächliche Leuchtkraft des Sterns berechnen. Zusammen mit der bekannten Helligkeit des Sterns am irdischen Himmel lässt sich so die Entfernung zum Stern bestimmen.

Weil die Cepheiden alle sehr hell sind, kann man sie sogar in Galaxien außerhalb der Milchstraße sehen. Das gelang Edwin Hubble erstmals in den 1920er Jahren. Seine Messungen zeigten zunächst, dass es überhaupt ferne Galaxien gibt, und wenig später, dass das Universum als Ganzes sich ausdehnt. Das legte nahe, dass diese Expansion und damit unser Kosmos einen Anfang hatten – heute nennen wir ihn Urknall.

Wenn man also in einer klaren Novembernacht den Stern Delta Cephei am Himmel aufspürt, ist man einer der größten Entdeckungen der Geschichte der Astronomie ganz nah!

Folgen Sie der WAZ Bochum auf Facebook!

Weitere Themen

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *